Die stattliche weißblühende Rosskastanie ist nicht verwandt mit der „echten Kastanie“ (Castanea sativa) die auch als Esskastanie, Edelkastanie oder Marone bekannt ist. Manche Botaniker betrachten die Bezeichnung „Ross" Kastanie als alten Begriff für „gemeine" oder „falsche“ Kastanie.
Die Rosskastanie kann über 30 Meter hoch und über 200 Jahre alt werden. Ihre Blätter sind fingerförmig angeordnet. Typisch sind ihre kegelförmig geformten klebrigen Knospen. Die in unseren Breitengraden einzigartigen Blüten stehen in aufrechten vielblütigen Rispen. Jede Einzelblüte besitzt einen gelben Fleck auf weißem Grund, der den Insekten als Wegweiser zum Nektar dient. Sobald die Bestäubung abgeschlossen ist, wird die Nektarproduktion eingestellt und der Fleck färbt sich rot. So werden die Insekten dahin gelenkt, wo es noch bestäubungsfähige Blüten gibt. Die Blüte beginnt Ende April/Anfang Mai.
Die im Herbst reifen, bestachelten Kapselfrüchte der Rosskastanie beherbergen die glänzend-mahagonifarbenen, kugelig-ovalen oder abgeflachten Samenkerne, die Kastanien. Sie sind etwa 2 bis 4 cm groß, haben auf der Oberseite einen hellbraunen Nabelfleck und sind ein geschätztes Wildfutter.
Ursprünglich ist die Rosskastanie auf dem Balkan sowie in Zentral- und Nordasien beheimatet. Durch Kultivierung ist sie auch in Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet und ziert mit ihrer einzigartigen Blütenpracht Alleen und Parks.
Die Rosskastanien enthalten wichtige Inhaltsstoffe. Der Hauptwirkstoff Aescin, ein Saponin, wirkt entzündungshemmend, abschwellend und gefäßstärkend. Seine seifenartige Eigenschaft wirkt entwässernd auf das Gewebe und kann neue Wasseransammlungen verhindern. Flavonoide unterstützen die Gefäßstärkung und die Gerbstoffe (Tannine) fördern die Heilung von Gewebeschäden durch ihre entzündungshemmende Wirkung. Zudem enthalten sie Stärke, Fettsäuren, Proteine und Aminosäuren, die als Nährstoffreserve dienen. Dieses Wirkungsspektrum macht die Rosskastaniensamen zu einem wichtigen Mittel gegen Hämorrhoiden und Gefäßerkrankungen, insbesondere gegen Venenleiden.
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Familie: Unterfamilie: |
Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) |
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Gemeine, Gewöhnliche oder Weiße Rosskastanie, Wilde Keste, Drusenkeste, Kastandel/ A: castanea GILIB.; A. procera SALIB. |
Das homöopathische Mittel Aesculus wird aus den frischen, geschälten Samen von Aesculus hippocasstanum L., also den Kastanien, nach den Angaben des homoöpathischen Arzneibuches (HAB) hergestellt und potenziert.
Aesculus wirkt vor allem auf das venöse Gefäßsystem und kann unter anderem bei Menschen mit einer Neigung zu Venenleiden, geschwollenen Beinen, Besenreisern, Krampfadern und Hämorrhoiden eingesetzt werden.
Homöopathen beschreiben die Beschwerden der Menschen mit Aesculus-Konstitution folgendermaßen:
Die Hämorrhoiden sind prallvoll angestaut, verbunden mit ausstrahlenden Rückenschmerzen. Auch die Krampfadern sind prall gefüllt und purpurrot gefärbt, bluten aber selten. Typisch für die Aesculus-Natur sind immer wieder auftretenden Stauungen der Körperflüssigkeiten, die insgesamt verlangsamten Körperfunktionen und die Trockenheit der Schleimhäute. Somit leiden die Betroffenen öfter unter Verstopfung, hartem Stuhlgang und Hämorrhoiden. Im Enddarm kann ein Gefühl entstehen, als sei dort ein kleiner Holzsplitter eingeklemmt. Schmerzen in der Lebergegend strahlen gern mal zur rechten Schulter aus.
Die Beschwerden der Aesculus-Menschen verschlimmern sich charakteristischerweise morgens beim Erwachen und bessern sich beim Gehen. Ähnlich wie die Chamomilla-Konstitution zeigt sich auch Aesculus mürrisch und reizbar, besonders in Situationen, in denen etwas Unliebsames erledigt werden muss. Der schweizer Homöopath Voegeli nennt ein weiteres markantes Merkmal dieses Arzneimittels, nämlich starkes Sodbrennen bei Rheumatikern, das insbesondere um 18.00 Uhr auftritt.
Josef Guggenmos verfasste einst dieses Rätselgedicht zur Kastanie:
"Ein Igel ist auf einem Blatt
Das wie die Hand fünf Finger hat
Auf einem Baum
Du glaubst es kaum
Der kleine Igel Stachelspitz
fiel auf den Kopf vom kleinen Fritz
von seiner Mütze
in die Pfütze
Da war es mit dem Igel aus
Er platzte – und was kam heraus?
mit einem Hops
ein brauner Mops"
Carolus Clusius, ein französischer Botaniker, brachte die Rosskastanie 1576 von Konstantinopel über Prag nach Wien, von wo aus sie sich rasch verbreitete. In Paris angelangt, verliebte sich der Sonnenkönig Ludwig der XIV. (1636-1715) in den majestätischen Baum und ließ ihn in zahlreichen Schlossgärten, Parks und Alleen pflanzen. Er machte ihn quasi zum "Modebaum". 1672 wurde der erste Rosskastanienbaum in Berlin gepflanzt.
Die Samen der Rosskastanie enthalten sehr viel Stärke, sind jedoch für den Menschen ungenießbar. In Zeiten von Krieg und Not hat man sie dennoch nach aufwendigem "Entbittern" verwendet, um daraus Kastanienmehl herzustellen oder sie als Kaffee-Ersatz zu nutzen. Außerdem dienten die saponinhaltigen Samen auch zur Herstellung von Kastanien-Waschmittel, was auch heutzutage aus ökologischen Gründen gerne wieder gemacht wird.
Magen-Darm
Hämorrhoiden mit Brennen, Juckreiz und Schmerzen im Bereich des Afters
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